(eigentlich Edmund Rosenkranz. Ps.: Martin Brant, 20.6.1904, Berhometh am Pruth, Bukowina – 17.5.2003, Lenzkirch-Kappel, Schwarzwald) kommt aus ärmlichen dörflichen Verhältnisssen. Er war das siebte Kind der vielköpfigen Familie eines jüdischen Gutspächters und Schankwirtes, in der man durcheinander ukrainisch, polnisch, jiddisch und deutsch sprach. („Ich habe keine Muttersprache“, – so der Dichter). Dann kamen noch Rumänisch, und während des I.Weltkrieges, da er in Böhmen und Mähren eine Zuflucht fand, – Tschechisch dazu. Die Schule besuchte er nur unregelmäßig in den Dörfern zwischen Pruth und Czeremosch und in Stanislau, wiederum in verschiedenen Sprachen, in Czernowitz brachte er es bis zur dritten Gymnasialklasse. Ab seinem fünfzehnten Lebensjahr eignete er sich all sein Wissen als Autodidakt an. Deutsch war für ihn nur eine Option, für die er sich als Dichter entschied. Nach dem Krieg und frühem Tod des Vaters kehrte Rosenkranz in die Bukowina zurück. 1924-27 war er Wanderarbeiter in Deutschland und Frankreich. Um diese Zeit schlägt er sich als Gepäckträger, Buchdruckerlehrling, privater Deutschlehrer, Fabrikarbeiter, Graphologe und Übersetzer durch. Ab 1927 wurde er für drei Jahre in die rumänische Armee einberufen. 1930 lebt er kurze Zeit in Czernowitz, wo Alfred Margul-Sperber seinen ersten Gedichtband „Leben in Versen“ herausgibt, danach lässt er sich in Bukarest nieder, wo er als Pressereferent und Übersetzer im rumänischen Außerministerium und als Privatsekretät für den Politiker und Schriftsteller Ion Pillat tätig ist. Aufgrund seiner graphologischen Beschäftigung machte Rosenkranz Bekanntschaft mit der rumänischen Königinmutter, die ihn mit dem Schreiben ihrer Lebensgeschichte betraute („Maria von Rumänien. Traum und Leben einer Königin“, Bd.1, Leipzig: List-Verlag 1935). In Czernowitz erscheinen weitere Gedichtbände „Gemalte Fensterscheiben“ (1936) und „Die Tafeln“ (1940). Infolge antisemitischer Ausschreitungen in Rumänien verlor er Ende der 30er Jahre seine Arbeitstelle im Außenamt und kehrte nach Czernowitz zurück. Im sog. „Russenjahr“ war er Deutschlehrer von sowjetischen Offizieren. Während des II. Weltkrieges wurde der Dichter im moldauischen Arbeitslager Tăbăreşti interniert, zuweilen gemeinsam mit Paul Celan. 1944 gelingt Rosenkranz die Flucht nach Bukarest, wo er im Untergrund lebt, dann arbeitet der Dichter für das Internationale Rote Kreuz. Wegen Hilfe für Rumäniendeutsche wurde Rosenkranz 1947 vom sowjetischen Geheimdienst entführt und für zehn Jahre in Gulag (Norilsk) gesteckt. Inzwischen geben seine Freunde in Bukarest den vierten Band „Gedichte“ (1947) unter dem Decknamen Martin Brant heraus. 1957 wurde er endlich er aus der Gefangenschaft entlassen. Das in Bukarest entstandene Versepos „Der rote Strom“ (1959) bleibt bis heute unveröffentlicht. 1961, vor einem bevorstehenden Prozeß der Securitate gewarnt, flieht M.Rosenkranz in die BRD und läßt sich in Lenzkirch-Kappel (Schwarzwald) nieder. 1971 publiziert Paul Schuster 27 Gedichte von Rosenkranz in „Neue Literatur“ (Bukarest). Seit den 80er Jahren erscheinen neue Sammlungen („Im Untergang“, München 1986, „Im Untergang II“, Thaur/Innsbruck 1988, „Bukowina“, Aachen 1998), als letzte auch ein Prosaband „Kindheit. Fragment einer Autobiographie“ (Aachen 2001). Das poetische Werk in acht Bänden existiert nur in Manuskriptform. Der Dichter selbst betrachtet seine Gedichte vor allem als Dokumente seines Lebens, das sich jeder Beschreibung entzieht, und vermeidet bewusst moderne poetologische Verfahren. Tief verwurzelt im bukowinischen ländlich-bäuerlichen Milieu, entwickelte er einen eigenständigen poetischen Ton, eine Sprache, in der „Worte wie Ziegel saßen“ und die ursprünglich, wuchtig und nüchtern wirkt. In diesem Sinne nimmt er unter den anderen Bukowiner Dichtern deutscher Sprache eine besondere Stellung ein.