(15.8.1924, Czernowitz – 16.12.1942, Arbeitslager Michajlovka, Transnistrien), „eine bukowinische Anna Frank“, war P.Celans Cousine zweiten Grades. Ihr Name wurde nach der Publikation ihres lyrischen Nachlasses bekannt, der 57 Gedichte (darunter 5 Nachdichtungen) enthielt. Selma wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Ihr Vater Max Meerbaum führte einen kleinen Farbenladen. Nach seinem frühen Tod an Tuberkulose heiratete die Witwe Frieda einen Mann namens Leo Eisinger. Selma besuchte die Mittelschule in Czernowitz (das letzte Jahr vor dem Abitur in der sowjetischen Schule mit jiddischem Unterricht). Sie war aktiv in der zionistischen Jugendorganisation „Haschomer Hazair“ („Junge Wache“), wo sie auch Lejser Fichmann kennengelernt hatte, dem sie ihre Liebesgedichte widmete. Nach dem Einmarsch rumänischer und deutscher Truppen am 5. Juli 1941 wurde Selmas Familie im Ghetto von Czernowitz interniert, bald darauf ins Arbeitslager Michajlovka nach Transnistrien verschleppt, wo sie ums Leben kam. Selma starb Ende 1942 achtzehnjährig an Flecktyphus. Lose Blätter mit ihren Gedichten, zu einem Album gebunden, wurden von ihren Freundinnen Renée Abramovici-Michaeli und Else Schächter-Keren gerettet und nach Israel gebracht. Dort veröffentlichte sie Selmas ehemaliger Gymnasiallehrer Hersch Segal als Privatdruck unter dem Titel Blütenlese (Rechovot 1976). Der deutsche Literaturhistoriker Jürgen Serke gab 1980 diese Gedichte unter dem Titel „Ich bin in Sehnsucht eingehüllt. Gedichte eines jüdischen Mädchens an seinen Freund“ im renommierten Hamburger Verlag „Hoffmann und Campe“, mit seinem Essay „Geschichte einer Entdeckung“ heraus, was eine literarische Sensation auslöste. Obwohl Selmas Gedichte von einem 15-17jährigen Mädchen geschrieben wurden, bezeugen sie eine ungewöhnlich reife poetische Begabung, was viele deutsche Dichter feststellten. Stephan Hermlin sprach von „erschütternden Gedichten“, Hilde Domin verglich ihr Talent mit dem des jungen Hofmannsthal. Ungeachtet der thematischen Enge (Liebes-, Landschaftsgedichte) überzeugt diese Lyrik durch Aufrichtigkeit und Intensität der Gefühle angesichts der existenziellen Bedrohung („Poem“), und die Tragik des Schicksals der jungen Dichterin verleiht diesen Versen eine besondere Spannung. Selmas Gedichte wurden als „szenische Reflexionen“ unter dem Titel „Ich bin in Sehnsucht eingehüllt“ von der österreichischen Komponistin Luna Alcaley vertont und im Rahmen des „Steirischen Herbstes“ am 24. September 1984 in Graz uraufgeführt. Am 21. April 2001 erlebte das Stadttheater Fürth (Deutschland) „eine szenische Recherche mit Musik“ „Selma oder Die Reise um den Tisch“ (Jutta Czurda/Fred Apke/Heinrich Hartl), die dann auch in Czernowitz aufgeführt wurde. Am Haus in der ehemaligen Bilaer Gasse (heute vul. Černyschewskoho 38) wurde 2005 eine Gedenktafel enthüllt.