(24.11.1906 Czernowitz – 14.8.1991 Düsseldorf) war Sohn eines assimilierten jüdischen Beamten. Er verbrachte die frühe Kindheit in seiner Geburtsstadt, doch während des I. Weltkrieges flüchtete die Familie nach Wien, wo er die Volksschule und die ersten Gymnasialklassen besuchte. Nach Kriegsende kehrte er nach Czernowitz zurück, das 1919 an das Königreich Rumänien fiel, und bestand dort sein Abitur. Darauf folgte der zweijährige Militärdienst in Satumare (Siebenbürgen). Das Studium der Germanistik in Breslau musste er 1931 aus finanziellen Gründen abbrechen. Nach Czernowitz zurückgekehrt, fand er zuerst Arbeit als Bankbeamter, ab 1932 war er Korrektor, Reporter und Feuilletonredakteur der neugegründeten linksliberalen Zeitung „Der Tag“ und nach deren Einstellung 1935 Kritiker und Redakteur der Zeitung „Czernowitzer Tagblatt“. Literarisch debütierte Kittner noch als Student in der Zeitschrift „Lache, Bajazzo“ (1923), weitere Publikationen erschienen im „Prager Tagblatt“ und im „Wiener Tag“ (1937 erster Preis bei einem Preisausschreiben für das Gedicht „Der Mond der Städte“). Seinen ersten Gedichtband „Der Wolkenreiter” gab 1938 im Czernowitzer Verlag „Literaria“ heraus und erfreute sich seiner freundlichen Aufnahme durch solche Autoren wie Felix Braun, Max Herrmann-Neiße, Rudolf Fuchs und besonders durch Jakob Haringer, doch seine breitere Rezeption im deutschen Reich war ihm aus rassistischen Gründen versagt. Nach der Besetzung der Nordbukowina durch sowjetische Truppen (1940) arbeitet Kittner in der Stadtbibliothek. In den Kriegsjahren wurde er im Ghetto von Czernowitz gesperrt, dann erfolgte eine Deportation nach Transnistrien, Zwangsarbeit in einem Steinbruch am Bug, Aufenthalt in mehreren Lagern zwischen Tulczyn und Berschad. Im Frühling 1944, nach der Befreiung durch die Rote Armee, kehrte Kittner nach Czernowitz zurück und im September 1945 übersiedelte er nach Bukarest, wo er als Bibliothekar von ARLUS (Gesellschaft für kulturelle Beziehungen mit der Sowjetunion), später als Verwaltungsdirektor der Bibliothek des Instituts für kulturelle Beziehungen mit dem Ausland, daneben als Rundfunksprecher und seit 1958 als freischaffender Schriftsteller und Übersetzer tätig war. Enge Freundschaft verband Kittner mit Alfred Margul-Sperber, nach dessen Tod er zur Integrationsfigur der bukowinadeutschen Literatur wurde. 1980 nahm er einen Deutschlandbesuch zum Vorwand, um nicht mehr nach Rumänien zurückzukehren und ließ sich in Düsseldorf nieder.– Bereits 1944 wurden drei Gedichte von Kittner, die die Judenverfolgung thematisieren, in der von Johannes R.Becher und Willi Bredel in Moskau herausgegebenen antifaschistischen Zeitschrift „Internationale Literatur. Deutsche Blätter“ veröffentlicht. Furchtbare Lagererfahrung fand ihren Niederschlag in den Versen aus „Hungermarsch und Stacheldraht“ (1956). Nach vierzehn Jahren Schreibverbot, in denen der Dichter als Kosmopolit angegriffen wurde, erscheinen in der kurzen Periode des Tauwetters lyrische Sammlungen „Flaschenpost“ (1970) und „Gedichte“ (1973, Preis des Schriftstellerverbandes Rumäniens), die seine Wandlung von traditionellen klassisch-romantischen und expressionistischen Modalitäten zu den existenziellen Themen und modernen Formen bezeugen. Dies betrifft insbesondere den letzten Band „Schattenschrift“ (1988, Andreas Gryphius-Preis). – Kittner war auch ein unermüdlicher Übersetzer rumänischer Autoren (Mihai Eminescu, Tudor Arghezi, Nina Cassian, Zaharia Stancu, Marin Preda, Veronica Porumbacu, Alexandru Odobescu u.a.), Herausgeber der Gedichte aus dem Nachlaß von Alfred Margul-Sperber, Oskar Walter Cisek und ein brillanter Essayist. Er hatte viele Jahrzehnte hindurch Gedichte für eine umfassende Anthologie „Versunkene Dichtung der Bukowina“ gesammelt, die 1994 unter Mitarbeit von Amy Colin erschien. Auch seine „Erinnerungen“ (1996) wurden erst posthum von Edith Silbermann herausgegeben.