(eigentlich Alfred Sperber. Ps.: Alfred Hauk, Al.Uliu, Gavilan, Christian Aabe, 23.9.1898, Storojinetz, Bukowina – 3.1.1967, Bukarest) stammte aus einer assimilierten jüdischen Familie. Sein Vater war Buchhalter beim rumänischen Gutsbesitzer Jancu Flondor (der spätere erste Minister für die Bukowina in der rumänischen Regierung), die Mutter – eine Klavierlehrerin (ihren hebräischen Vornamen Margula legte er als dichterischen Namen zu) Schon früh kam Margul-Sperber mit der rumänischen Umgebung seines Heimatstädtchens in Berührung. Er besuchte das deutsche Gymnasium in Czernowitz, 1914 flüchtete er mit seinen Eltern vor dem russischen Einmarsch nach Wien, wo er erste Kontakte mit der Arbeiterbewegung anknüpfte. Dort legte Margul-Sperber sein Notabitur ab und wurde als Einjährig-Freiwilliger an die Ostfront (Ostgalizien, Südukraine) geschickt, wo der pazifistische Gedichtzyklus „Die schmerzliche Zeit“ entstand. Nach Kriegsende kehrte der Dichter nach Czernowitz zurück und begann dort mit dem Studium der Rechte. Um diese Zeit erscheinen seine ersten Veröffentlichungen in den Zeitschriften „Der Nerv“ (Czernowitz), „Das Ziel“ (Kronstand), „Zenit“ (Zagreb). Ab 1920 hält er sich dauernd in Paris und New York auf, macht Bekanntschaft mit Ivan Goll, Waldo Franck, publiziert Übersetzungen von Apollinaires „Caligrammes“, T.S.Eliots „The Waste Land“ sowie Gedichte von Robert Frost, Wallace Stevens, e.e.cummings, Folklore amerikanischer Indianer. Dies war für ihn eine unstete Periode mit häufigem Arbeitswechsel. Er wirkt als Mitarbeiter des „New York Journal of the People“, erfüllt verschiedene Gelegenheitsarbeiten (Leiter einer Emigrationsstation in Paris, Metallarbeiter, Straßenhändler, Geschirrwäscher, Beamter, Prokurist bei einer Großbank in New York). Um diese Zeit entsteht expressionistischer Zyklus „Elf große Psalmen“. 1924 kehrt Margul-Sperber nach Czernowitz wegen einer Lungenerkrankung zurück, arbeitet als Redakteur beim „Czernowitzer Morgenblatt“ (in dieser Funktion Förderung vieler jüngeren Talente) 1933 übersiedelt der Dichter nach Burdujeni in der Südbukowina, wo er als Fremdsprachenkorrespondent bei einer Selchwarenfabrik tätig ist. Hier führt er sehr rege Korrespondenz mit vielen literarischen Größen Europas (K.Kraus, M.Buber, Th.Mann, H.Hesse, K.Hamsun, G. Duhamel, E.E.Kisch, S.Zweig, T.S.Eliot, J.Weinheber u.a.). In den 30er Jahren erscheinen seine Gedichtbände „Gleichnisse der Landschaft“ (1934) und „Geheimnis und Verzicht“ (1939), in denen das symbolische Naturgedicht mit strenger klassischer Metrik überwiegt. 1940, nach der Besetzung der Nordbukowina durch sowjetische Truppen, übersiedelt Margul-Sperber nach Bukarest. Dank dem Eintreten rumänischer Freunde der Deportation entgangen, schlug er sich als Sprachlehrer durch. Nach 1944 entfaltet er vielfache intensive Tätigkeit als freier Schriftsteller und literarischer Übersetzer, selbstloser Förderer des jungen Paul Antschel (Celan) und anderer junger Dichter. Zahlreiche Gedichtbände („Zeuge der Zeit“, 1951, „Ausblick und Rückschau“, 1955, „Mit offenen Augen“, 1956, „Taten und Träume“, 1959, „Unsterblicher August“, 1959, „Sternstunden der Liebe“, 1963, „Aus der Vorgeschichte“, 1964, „Das verzauberte Wort“, 1969 u.a.) und Übertragungen aus mehreren Sprachen („Rumänische Volksdichtungen“, 1954, „Weltstimmen“, 1968) sicherten ihm eine führende Stelle im rumänischen Literaturbetrieb der Nachkriegszeit. Für die Übertragungen rumänischer Volksdichtung wurde der Dichter mit dem rumänischen Staatspreis (1954) ausgezeichnet. Alfred Margul-Sperber arbeitete viele Jahre hindurch an einer Anthologie der Bukowiner deutsch-jüdischen Dichtung („Die Buche“), welche leider unveröffentlicht blieb. Lange Zeit war der Dichter im deutschsprachigen Raum ein Unbekannter. Erst in den letzten Jahren begann der Aachener Rimbaud-Verlag sein Werk in Auswahlbänden zu erschließen („Sinnloser Sang: Frühe Gedichte“, 2002; „Ins Leere gesprochen: Ausgewählte Gedichte“, 2002; „Jahreszeiten: Ausgewählte Gedichte“, 2002).