(Ps.: Ion Iordan. 14.3.1920 Czernowitz – 28.5.1979 Bukarest) war Sohn einer gutsituierten jüdischen Beamtenfamilie mit geistigen Interessen, Schulkamerad von Paul Celan und dessen früher dichterischer Rivale. Bereits in der Schule zeigte sich seine musische Begabung: er spielte Klavier, dichtete und übersetzte. Als Gymnasiast veröffentlichte I.Weißglas in der Bukarester Zeitschrift „Viaţa romanească“ die deutsche Übertragung einiger Gedichte des bedeutenden rumänischen Dichters Tudor Arghezi. 1940 gab er mit Arghezis Unterstützung seine Nachdichtung des berühmten Poems des rumänischen Nationaldichters Mihai Eminescus „Luceafărul“ (Hyperion) als Broschüre heraus. Während des sogenannten „Russenjahres“(1940/41) entstanden Gedichte, welche später in die unveröffentlicht gebliebene Sammlung „Gottes Mühlen in Berlin“ aufgenommen wurden. 1942 deportierte man ihn zusammen mit seinen Eltern in die Arbeitslager Transnistriens. Diese tragische Erfahrung reflektieren Gedichte des Bandes „Kariera am Bug“ (1947) Nach der Befreiung durch die Rote Armee kehrte Weißglas nach Czernowitz zurück. 1945 übersiedelte er nach Bukarest, wo er als Theatermusiker, Korrektor beim Verlag „Europolis“, später Redakteur der Zeitung „Romănia Liberă“ arbeitete. Sein zweiter Gedichtband „Der Nobiskrug“ (1972) erschien erst nach einem Vierteljahrhundert und wurde mit dem Literaturpreis des rumänischen Schriftstellerverbandes ausgezeichnet. – In Bukarest versorgte Weißglas die deutsche Nachdichtungen von „Fürst Despot“ Vasile Alexandris, „Die letzten ersonnenen Sonette Shakespeares in der erdachten Übersetzung V.Voiculescus“ von Vasile Voiculescu sowie mehrere Gedichte Mihai Eminescus. Noch produktiver und bedeutsamer war seine Übersetzertätigkeit aus dem Deutschen ins Rumänische. Unter dem Pseudonym Ion Iordan publizierte er die Übertragung beider Teile von Goethes „Faust“ (1957 und 1959, Preis der rumänischen Akademie der Wissenschaften), den Roman von Lion Feuchtwanger „Erfolg“ (1964) sowie Erzähltexte „Der arme Spielmann“ (1966) von Franz Grillparzer, „Granit“ (1964) und „Das alte Siegel und andere Prosa“ (1970) von Adalbert Stifter. Seine letzte große Übersetzerleistung war Stifters Roman „Der Nachsommer“, dessen Übertragung er etwa ein Jahr vor seinem Tode vollendete. In den letzten Jahren seines Lebens erkrankte Weißglas schwer und starb an einem Gehirntumor. Seine Asche ließ er über dem Schwarzen Meer verstreuen. 1994 erschien im Aachener Verlag „Rimbaud“ der Band „Aschenzeit: Gesammelte Gedichte“. – In einer Reihe von Gedichten thematisierte Weißglas ukrainische („Ukrainisches Regenlied“, „Ukrainische Carmen“, „Trepak“) und rumänische (“Dakerkrug“, „Dobrudschadolde“) Motive.